The Scottish
Direktorium and The Grand Orient
Aber trotzdem hatte
die Strikte Observanz in Frankreich nur geringen Erfolg und der Hauptgrund war
der, daß die Mitglieder als Freimaurer zwar einen kosmopolitischen Geist
hatten, aber auch einen starken nationalen Stolz. Sie hatten zwar aus England
die blaue Freimaurerei übernommen, blieben aber trotzdem immer selbständig und
wählten nur nationale Großmeister. Außerdem wurde ihr Patriotismus auch an die
Niederlagen und Demütigungen des 7 jährigen Krieges mit Deutschland erinnert,
sodaß sie es also immer weniger zulassen konnten, daß eine deutsche Vereinigung
in Frankreich Anordnungen erteilt. Willermoz und seine Freunde hatten diese
Erwägung nicht in Betracht gezogen, da sie vor allem Okkultisten waren und der
Okkultismus kosmopolitisch ist.
Die Stimmen gegen die Schottischen Direktorien wurden immer
lauter und die Großloge von Lyon verbot sogar 1777 in einem leidenschaftlichen
Plädoyer allen regulären Freimaurern, die ihre Loge besuchten unter Strafe des
Ausschlusses, den Arbeiten der Schottischen Direktorien beizuwohnen. Sie wurden
dafür vom Groß Orient von Frankreich ermahnt, den Unionsvertrag anzuerkennen,
doch diese weigerten sich und zogen es vor, ihre Arbeit zu suspendieren.
Die französischen Templer blieben mit dem dt. System immer
nur sehr lose verbunden. Das Dresdner Direktorium, wie der Provinzialrat
Niederdeutschlands in Frankreich genannt wurde, befand, daß Hund sich ohne
Wissen seiner Räte in die Verhandlungen um einen Zusammenschluß eingelassen
habe und daß dieses Recht ausschließlich von der Generalregierung des Ordens (
Ferdinand von Braunschweig vorzunehmen sei. Sodaß die Logen von Frankreich, die
sich als templerisch bezeichneten, zu erst nicht legal zur Str. Obs. gehörten.
Erst nach dem Braunschweiger Konvent (1776) wurde die Wiederherstellung der
französ. Provinzen offiziell anerkannt. Doch Unterschiede des Standes und der
Nationalität trugen dazu bei, deutsche und französ. Templer zu trennen.
Bis 1778 gab es in den 3 französ. Templerprovinzen wenig
Aktivitäten. Doch genau in diesem Zeitraum reifte bei J.B. Willermoz und seinen
Vertrauten ein geheimer Plan, der den Charakter der Rektifizierten Maurerei
zutiefst verändern sollte.
Sie waren über Meinungsverschiedenheiten in der Str. Obs.
unterrichtet worden, welche diese sehr schwächten. Und sie fanden enttäuscht
heraus, daß das vermeintlich so starke System nur eines "ohne Grundlagen
und Beweise" war. Willermoz fand in den Ritualen des Inneren Ordens, sogar
im Klerikat nichts, was irgendeinen Bezug zu den Lehren und theurgischen
Praktiken der Auserwählten Coens gehabt hätte. Auch erwachte in ihm wieder der
Ehrgeiz, sich als Führer zu behaupten und er fühlte sich dazu berufen, der Moses
der französ. Freimaurer zu werden. Er wollte Pasqually's Werk wieder aufnehmen,
ihm einen spezifisch christlichen Charakter und größere Verbreitung geben. Das
esoterische und theurgische Christentum würde die Substanz des
Maurergeheimnisses bilden und die templerische Freimaurerei, die durch ihre
Legende, ihr Ritual, ihre Inszenierung und ihr mittelalterliches Vokabular
anziehende Form zur Verfügung stellen, die dem mystischen Ziel des neuen
Systems einen allegorischen Sinn verleihen sollte. Es fiel Willermoz leicht,
seine Vertrauten für diesen Plan zu gewinnen und Ende 1778 entstand die letzte
bedeutende Wandlung der templerischen Freimaurerei unter dem Namen: Orden
der Wohltätigen Ritter der Heiligen Stadt.
Lyon's
Inner Order The Professio
Den Namen O.d.W.R.d.Hl.St. übernahmen die Lyoner von der Loge
St. Thedore aus Metz er gefiel ihnen wegen seines ritterlichen
Charakters. Mit der Heiligen Stadt war Palästina gemeint, wo Christus
gekreuzigt wurde und in welcher der Templerorden entstanden war, als Schottische
Maurer mußten sie sich zwangsläufig Ritter nennen und ihre Hauptaufgabe sollte
die Wohltätigkeit gegenüber Kranken und Armen sein. Wir haben ja gehört, daß
dieser neue Orden die Titel, Gebräuche und Zeremonien der Templer beibehielten,
um ihrem System eine äußere Form zu geben. Die Lyoner Reform bediente sich
desselben Verfahrens wie ein sparsamer Theaterdirektor, der ein neues Spiel mit
alten Dekorationen und Kostümen auf die Bühne bringen will.
Das System bestand offiziell aus 5 auf 2 Gruppen verteilten
Graden: den 3 blauen Graden, das waren die traditionellen Schottenriten
Lehrling, Geselle, Meister, aber mit speziellen Wahrzeichen und Sinnsprüchen
der Str. Observanz. Und den 2 Graden des Inneren Ordens: Angenommener,
Rektifizierter Schottischer Meister (= grüner Schotte) und Wohltätiger Ritter
der Hl. Stadt. Die Wahrzeichen der Grade des Inneren Ordens hatten einen völlig
allegorischen Sinn. Ihr moralisches Ziel war die Steigerung und praktische
Verwirklichung der altruistischen Gefühle. Weiters waren die Pflege der
sozialen Tugenden durch Ausübung einer christlich inspirierten, wohltätigen
Nächstenliebe gegenüber Kranken und Armen, sowie ein aufrichtiger, religiöser
Eifer Merkmale der Lyoner Reform.
Die Instruktionen des Inneren Ordens waren sehr umfangreich
und verwirrend und sollten nur die begabtesten Schüler aufnehmen. Der
verborgene, tiefe Sinn konnte jedoch nur von denen verstanden werden, welche
die geheimen Lehren der Auserwählten Coens und den Aufbau ihrer theurgischen
Operationen kannten. Es war also erforderlich, daß die Mitglieder des Inneren
Ordens einige Hinweise auf die symbolische Bedeutung dieser geheimnisvollen
Ausdrücke erhielten. Die begabtesten wiederum wurden in die Grade des Professen
und des Groß-Professen befördert.
Diese 2 Grade sind nur bruchstückhaft bekannt. Willennoz
erhebt darauf den Anspruch der Urheberschaft, ebenso wie auf deren Statuten,
Formeln und Gebete, die er Pasqually's Lehren entlehnt hat. Wir wissen nicht,
inwieweit der Grad des Groß-Professen einen höheren Einweihungsgrad darstellte,
als der des einfachen Professen.
In den Ritualen der Professio sollte Pasqually's
ursprüngliche Lehre von ihrem Judaismus gereinigt und im christlichen Sinne
veredelt werden. In große Bedrängnis gerieten dabei die Ausbilder der Professio
mit dem Dogma der Dreieinigkeit Gottes und mit dem Thema der Erbsünde, da
Pasqually's strenger jüdischer Monotheismus in diesen Punkten nicht mit ihrem
christlichen Glauben konform war. Bis dahin konnten Willermoz und seine Freunde
noch eine Verbindung halten. Doch wenn es um die einzigartige Rolle Christi bei
der Erlösung der Menschheit ging, da blieben sie von Grund auf der christlichen
Richtung treu. Bei Pasqually war Christus nur einer von vielen und der derzeit
letzte der "göttlichen spirituellen Erneuerer".
Es fand sich eine große Christus Verehrung in allen Ritualen.
Auch wenn die Wesen der spirituellen Welt, die Geister der Patriarchen,
Propheten und Apostel beschwört wurden, die Zeugen von übernatürlichen
geschichtlichen Offenbarungen gewesen waren, so bedeuteten doch nur die Offenbarungen
Christi die Bestätigung und Gewißheit der künftigen Glückseligkeit.
Darunter verstand man eine sichtbare Wahrnehmung einer Lichterscheinung während
einer Operation, welche die Form der Christus darstellenden Hieroglyphe annahm.
Die Professio sollte ein völlig verschwiegener Zirkel sein
und die speziellen Verhaltensregeln dafür wurden gewissenhaft befolgt. Auch
führte sie einen Feldzug gegen den wissenschaftlichen Geist und sie verurteilte
die Alchimie.
Das leitende Organ der geheimen Klasse der Professen war das
Metropolitankollegium in Lyon, wenn man sich in den Versammlungen traf, gab es
keinen Unterschied des Grades oder Ranges unter den Anwesenden.
Der
Gallische Konvent
1778
Auch Nationaler Gallischer Konvent oder Lyoner Konvent
genannt.
Um den Ritus der Wohltätigen Ritter von der Versammlung
anerkennen zu lassen und um offiziell zu erklären, daß die Dresdner
Rektifizierte Maurerei durch französische Maurer nationalisiert wurde, berief
man den Gallischen Konvent ein. Er behandelte in 13 Sitzungen den ganzen
Verwaltungsaufbau, sowie die Grundlagen der Lehre und deren Auslegung, wie z.B.
den Verzicht auf das materielle Erbe des Templerordens und die der Bekleidung
beigemessene Bedeutung.
Noch am Abend der Schließung des Konvents fand die
1.Versammlung statt, die die Zusammensetzung der verschiedenen
Verwaltungsorgane festlegte.
Das ständige Komitee der Provinz Lyon bestand aus: Prost
de Royer als Provinzialadministrator und Großprior, Gaspard de Savaron als
Generalvisitator J.B. Willermoz als Generalkanzler.
Als Ehrenräte wurden Prinz Georg-Karl-Ludwig von Hessen
Darmstadt, Baron Christian von Dürckheim, ein Minister eines dt. Fürsten,
sowie Bacon de la Chevalerie aufgenommen.
Schließlich wurde ein Nationalkomitee, ein mit
uneingeschränkter Vollmacht ausgestattetes Triumvirat gebildet, mit Prost de
Royer, J.B. Willermoz und Jean de Türckheim. Durch die Anerkennung des
Groß-Orients, der bestand damals aus dem Großmeister dem Herzog von Chartres,
Herzog von Montmorency-Luxembourg, Marquis d'Arcambal, Grafen Stroganoff und
Bacon de la Chevalerie, faßte die Lyoner Reform wie sie auch genannt wurde,
rasch Fuß. Es entstanden die Logen: La
Sincerite, Iris, Ferdinand aux Neuf Etoiles, Urbanite, l'Amitie. Und
sie weiteten sich nach Sardinien, nach Norditalien und in die Schweiz aus. Die
Schweizer Templer teilten sich daraufhin und die, die sich zum Lyoner Ritus
unter Diethelm Lavater bekannten, nannten sich Loge Modestia cum
Liberate.
1781 gab es etwa 60 Groß-Professen, aber das geheime Ziel
waren 2 weitere Grade: den des Philosophen Auserwählter Coen und den des
Reau-Croix, von denen die einen vollständig in die templerische Lehre
unterrichtet wurden, die anderen die Operationen ausführten. 2 Namen von den
Reau-Croix sind bekannt: Marc Revoire und Prunelle de Liere, mehr ist
urkundlich nicht bekannt. Die Führer der Wohltätigen Ritter mußten jedoch
erkennen, daß es ihrem System nicht gelang, einen innerhalb der französ.
Maurerei herausragenden Platz einzunehmen.
Der Groß-Orient, der inzwischen wieder in Bedrängnis geriet,
viele Logen hatten ihm noch immer nicht verziehen, daß er sich dem dt. System
unterstellte, entschloß sich einem angesehenen System, dem Philosophischen
Schottenritus, anzuschließen. Und wenn auch die Scheidung des Groß-Orients
und des Templerritus niemals offiziell ausgesprochen wurde, so trat doch von
1781 an die vollständige Trennung ein.
Nach 5 Jahren fruchtloser Bemühungen, die französ.
Freimaurerei durch die Dresdner Reform, dann durch die Lyoner Reform zu
beherrschen, mußten die Lyoner Brüder sich geschlagen geben. Sie hatten sich
jedoch schon zuvor anderen Zielen zugewendet. Sie hofften, jenseits der Grenzen
mehr Beachtung zu finden. Mit geschickter Werbung bei den Führern der Strikten
Observanz gelangten sie kurz vor das Ziel, das sie erreicht zu haben meinten,
als der Wilhelmsbadener Konvent 1782 auseinanderging.
For updates click homepage here