Karl von Hessen; The Asiatic
Brethren
Und so wandte sich der Landgraf (Karl von Hessen) auch
anderen Quellen zu. Eine davon war wahrscheinlich das System der asiatischen Brüder
od. Brüder St. Johannes des Evangelisten, welches Hans Heinrich von Ecker u.
Eckhoffen ausgearbeitet hatte. (Eckhoffen war der geheime Rat des polnischen
Königs.) Eckhoffen wollte 1770 in Wien schon einen Orden der Ritter und Brüder
des Lichts gründen, der sich aber schon bald wieder auflöste. Dann war er bei
den Gold- u. Rosenkreuzern aufgenommen, aber schon bald wieder ausgeschlossen
worden. 1779 gründete er mit Hilfe eines talmudistischen
Juden namens Hirschfeld das System der Brüder von Asien.
Die legendäre Grundlage dieses Systems war eine ' Kombination
von kabbalistischen Elementen und der johannitischen Tradition. Der
bedeutendste Wesenszug dieses Systems war es, daß
manche seiner Logen, die mit "Melchisedek" bezeichnet waren, auch
Juden aufgenommen wurden, die ja aus den deutschen Logen ausgeschlossen waren.
(Das hat sich in manchen rechtsrheinischen und dänischen Logen bis heute
gehalten.)
Das System nahm für sich in Anspruch, die "wahren
Geheimnisse zu enthüllen und die moralische und physische Erklärung der
Hieroglyphen des Ritterordens und der Freimaurerbrüder" zu liefern.
Die wesentlichen Bestandteile seiner Lehre war aus dem SOHAR
entliehen: Soph (immanente Gottheit), die 4
aufeinanderfolgenden und nebeneinander bestehenden Schöpfungen (Die
übersinnliche - Aziloth, die sinnliche - Beriah, die Welt der Geister - Jezirah,
und die der Materie - Asiah, die Tafel der Menschen
die ihm den Lichtkörper und ewige Glückseligkeit schenken wird .... ). Sie
feierten besonders den Geburtstag Johannes des Täufers...
Zu den Aufgaben der Brüder zählte es, die Zusammensetzung der
Panazee zu erforschen und auf die Wiedervereinigung des christl. und jüdischen
Glaubens hinzuarbeiten.
Ecker konnte für sein System Karl von Hessen und Ferdinand
von Braunschweig rekrutieren (-gewinnen). Herzog Ferdinand von Braunschweig
ernannte Eckhoffen zum Hofkavalier und dieser unterwies die beiden Fürsten in
seiner Lehre. Dazu ließ Eckhoffen sich in Braunschweig nieder. Karl von Hessen
nahm den Titel des Protektors des Systems an.
Das Metropolitankollegium sah sich
nun veranlaßt, den Magnus Superior Ordinis (Ferd. von Braunschweig)
verstärkt zu beeinflussen, und zwar mit Hilfe Plessens.
Sie sandten einen Brief an Ferd. von Braunschweig und
baten Plessen, eine Abschrift dessen an den
Landgrafen zu übermitteln.
Karl von Hessen konnte so umgestimmt werden, ließ also seinen
Argwohn gegenüber den Lyoner Brüdern fallen und suchte nun den direkten Kontakt
zu jenen. Er verteidigte jedoch Wächter gegenüber den Lyoner Brüdern. Diese hatten
ihm nämlich Klagen der italienischen Brüder über Wächter mitgeteilt. Die Lyoner
Brüder schickten an Plessen einen Plan, der dazu
dienen sollte, die Einheit des Ordens wiederherzustellen und auf dem
Generalkonvent jegliche Auseinandersetzungen zu vermeiden. Plessen
unterbreitete diesen Plan Karl von Hessen und erwartete sich als Gegenleistung
vom Metropolitankollegium, daß
sie ihm gegenüber den Schleswiger Brüdern aus der Klemme helfen würden und ihm
die Instruktionen schicken würden, die er jenen versprochen hatte.
Die Briefe von J.B. Willermoz (bzw.
den Lyoner Brüdern) an Ferdinand von Braunschweig (1780) handelten
hauptsächlich von der symbolischen Bedeutung des Salomonischen Tempels und
einer Kurzfassung der Lehre der Auserwählten Coens. Im zweiten Brief bezieht
sich Willermoz auch auf die Lehre seines Meisters Pasqually.
Plessen
versicherte Willermoz, daß
die beiden Fürsten den Plan guthießen, nach dem die Reform der dt. und
nordischen Kapitel und die Wiederherstellung der Einheit des ganzen Ordens
erfolgen sollte. Und sie wollten beide Willermoz
persönlich kennenlernen, um sich vor dem nächsten Konvent mit ihm abzusprechen.
Für Willermoz war das ein verlockendes Angebot, ein
"Triumvirat" mit den beiden Fürsten zu bilden, und er wußte, daß sie Gesinnungsgenossen
waren in einer Sache, die ihm, sehr am Herzen lag: dem mystischen Christuskult
(Jesus Christus ist der Meister bei ihnen).
Allerdings wollten die beiden Fürsten erst dann ein Bündnis
mit Willermoz eingehen, wenn dieser ihnen die letzten
Geheimnisse seines Wissens anvertraut habe - eine Bedingung, die Willermoz zunächst nicht akzeptieren konnte. Deshalb
schrieb er ihnen einen Brief, indem er sich nicht über die Grade und
Geheimnisse seines Systems ausließ, sondern die Aufmerksamkeit der Fürsten
durch allgemeine Betrachtungen in Anspruch nahm. Er wollte die beiden Fürsten
schließlich nicht durch eine direkte, förmliche Weigerung, sie einzuweihen, vor
den Kopf stoßen.
U.a. gab er in seinem Brief an die Fürsten zum Ausdruck, daß er, wie alle zeitgenössischen Mystiker einschließlich
St. Martin, dem katholischem Klerus vorwarf, sich zwischen Gott und die
Gläubigen gestellt zu haben, die den wahren Priestern bestimmte übernatürliche
Macht nicht mehr auszuüben und dadurch den wahren Gottesdienst entstellt zu
haben - einen Schatz, den allein die esoterische Tradition bewahrt habe. Willermoz stellte außerdem Petrus als Begründer des schwed.
Ritus dar, was möglicherweise eine indirekte Kritik am schwed. Ritus war.
(MATTER bemerkt, daß viele
nordeuropäische Theologen in Johannes das Oberhaupt einer Kirche sahen, die
berufen sei, die von Petrus begründete bald zu ersetzen) Willermoz
erteilte einige Monate später einige Auskünfte über sein System, jedoch mit
einer Mischung aus Aufrichtigkeit, Versteilungskunst und Scharlatanerie.
Von Willermoz Heimlichtuerei
enttäuscht, schrieb Herzog Ferdinand an alle Großprofessen Frankreichs einen
Brief, in dem er um ihre Nachricht bat, um den Grad der Annäherung oder
Übereinstimmung seiner und ihrer Lehren festzustellen. Er hoffte, so mehr
Informationen zu erhalten.
Das Metropolitankollegium war zu diszipliniertund zeigte sich zurückhaltend. Es habe eben
erst erfahren, daß Wächter und Karl von Hessen von Saltzmann in die Klasse der Brüder Großprofessen
aufgenommen worden seien. Der Herzog müßte vorgängige
Verpflichtungen erfüllen, um weitere Unterweisungen zu erhalten, die nur
mündlich, gegeben werden könnten.
Karl von Hessen und Herzog Ferdinand von Braunschweig
erhielten dann aus organisatorischen Gründen doch schriftliche Instruktionen
der "ersten und großen Professio", jedoch
erst nachdem sie die Verpflichtung zur Verschwiegenheit unterzeichnet, hatten.
Diese unterzeichneten Papiere schickte Karl von Hessen nach Lyon (1781) und
bekundete gleichzeitig, daß er den Plan einer
Gründung eines Kollegiums in Dänemark durch Plessen mißbilligte. Er selbst, der der Lehrer eines kleinen
Kreises einer geheimen Loge sei, wäre derjenige, welcher das Kollegium gründen
sollte (nicht Plessen).
Diese Kehrtwendung gefährdete die Sache der Wohtätigen Ritter. Wiliermoz
unternahm daher folgenden (zum Scheitern verurteilten) Versuch: Er bat Plessen, Karl von Hessen zu unterweisen und ihm die
mündlichen Instruktionen eines Professen und Großprofessen zu geben, welche
ihm, Plessen, bei seinem Aufenthalt in Lyon erteilt
worden waren.
Plessen
konnte sich jedoch nur unzureichend daran erinnern und hatte seit 2 Jahren
keine Schriftstücke über diese Instruktionen gesehen, sodaß
sein Unterricht bei Karl von Hessen nicht die Illusion einer vollständigen
Unterweisung erzeugen konnte. Schlicht ausgedrückt- Karl von Hessen war
enttäuscht. Ungeschickterweise gab Plessen auch noch
zu, daß er die Instruktionen möglicherweise mit
denen, die er von anderen Brüdern erhalten hatte, verwechselte. Wenngleich Karl
von Hessen aus Plessen also nicht viel herausbekam
wollte er dessen Besuch nutzen, um Willermoz aus der
Reserve zu locken.
(Zur Erläuterung der Zeit: Das Ende des 18.Jahrhunderts war
eine kritische Zeit für den Seidenhandel. Die Mode der Einfachheit, die am Hofe
Marie Antoinettes regierte, die Beliebtheit der Baumwoll- und Mousselingewebe waren verheerende Schläge, die Lyon und
seine Industrie einstecken mußten. - In Lyon hatte
man sich ja auf das Gewerbe der Seidenspinnerei spezialisiert gehabt.)
Die beiden Fürsten wurden zuguterletzt
zwar in die Liste der Großprofessen eingeschrieben, sie konnten jedoch nicht
wirklich in den Einflußbereich der Wohltätigen Ritter
eingegliedert werden.
Inzwischen hatte Karl von Hessen schon seit einigen Monaten
einen neuen Lehrer gefunden: Bruder HAUGWITZ, der ihn in die ersten Grade der
wahren Freimaurerei eigeweiht hatte.
Die Lyoner Brüder wurden in meiner 2. Vortragsreihe vom 9/10
August als die "Wohltätigen Ritter" beschrieben.
Haugwitz wurde 1752 geboren und starb 1832. Er ist der
Geschichte eigentlich als Staatsmann bekannt (Vorsteher der schlesischen
Provinzen, Gesandter in Wien und ab 1791 Staats-u. Kabinettsmeister in Berlin.
Seine Karriere hatte damit begonnen, daß er unter den
Freimaurern eine aktive Rolle spielte. Er war zugleich Epikuräer
und Mystiker. Nach seinem Abgang von der Universität von Göttingen hatte er
lange Streifzüge durch Italien gemacht und war längere Zeit beim Großherzog der
Toskana geblieben, der seine Vorliebe für die Geheimwissenschaften teilte.
Seine Frau verließ ihn, weil er sie immer wieder betrog.
Er war in der Loge "Minerva" von Leipzig, und L'Union in Frankfurt Mitglied, dann war er in die
rektifizierte Loge von Görlitz übergetreten' Später hatte ihn das Zinnendorfsche System angezogen und er hatte an der
Gründung der Provinzialloge mitgewirkt, die den schwed. Ritus in Schlesien
vertrat. Ab 1777 besuchte er dann die Schule des Mystikers Kauffmann (der ein
Schweizer war). Kauffmann war u.a. mit Herder und Hamann, dem Magier des Nordens
zusammengetroffen. Haugwitz beschloß, der Platon
dieses Schweizer Sokrates, Kauffmanns zu werden. Er kombinierte nun die
theosophischen Lehren seines Meisters mit den Andachtsübungen der Herrnhuter
Brüder, in deren Gemeinschaft er sich aufnehmen ließ..
Langsam wurde er zum Anführer einer kleinen Gruppe, die sich
zunächst Johannisvertraute und später Kreuzbrüder nannte, der Name,
unter dem sie in die Geschichte der Fm-ei einging. Ihr Zirkel war das Erlangen
transzendenter Erkenntnis des wesenhaft Göttlichen (durch Vermittlung Christi)
und übernatürliche Macht über die spirituelle und materielle Welt zu erlangen.
Die Fm-ei hätte immer das Ziel gehabt, "vom Sohn zum
Vater zu gelangen" und sei die eigentliche christliche Kirche. Die
moralischen Grundlagen seien in den ersten symbolischen Graden enthalten, in
denen Brüderlichkeit, Gleichheit, Demut und Nächstenliebe gepredigt werden. Die
Kreuzbrüder bekämpften die Alchimisten unter den FMn,
da diese "ein irdisches Spiel mit dem Überirdischen spielten" und
" das Große Werk sei nicht unter den Menschen zu finden.
Haugwitz wurde aus diesen Gründen, wenngleich er zunächst in
den Berliner Zirkel aufgenommen worden war, bald zum erklärten Feind der Gold-
u. Rosenkreuzer des Alten Systems, weiche offensichtlich auch alchimistisch
arbeiteten und deren Intrigen er anprangerte.
Die Kreuzbrüder hatten wohl keine auf eine Legende gestützten
Hochgrade oder Kapitel eingerichtet. Haugwitz hatte zunächst sehr leicht
Anhänger in Schlesien finden können (dem Stammland des protestantischen
Pietismus), dann versuchte er auch über die Grenzen des Landes hinauszugehen.
1778 lernte Haugwitz Ferdinand von Braunschweig und Karl von
Hessen kennen. Letzteren hatte er bei den Brüdern Christian und Leopold
Stolberg getroffen, die Jugendfreunde Goethes waren. Die Brüder Stolberg und
auch der Dichter Matthias Claudius hatte Haugwitz für die Kreuzbrüder geworben.
Ab 1780 unterwies Haugwitz Karl von Hessen in Gottorp in seiner Lehre. Karl von Hessen war entzückt von
einer FM-ei, "die sich auf Jesus Christus bezog und die sich somit von
seinem Erdendasein herleiten und legitimieren lasse". Karl von Hessen
hatte nach den ersten Unterweisungen von Haugwitz eine geheime Loge
eingerichtet.
Herzog Ferdinand sah in den Unterweisungen Haugwitz' eine
Bekräftigung der Enthüllungen Wächters, der Mitteilungen Willermoz'
und der Akten der Professio. Da er sich nicht
entscheiden konnte, welche Version die der Wahrheit am nächsten kommende war, beschloß er, den Boden für eine gute Sache vorzubereiten
und ein Rundschreiben an die Präfekturen auszuschicken, mit dem Vorwand, daran
zu erinnern, daß das Programm für den im folgenden
Jahr stattfindenden Konvent vorbereitet werden müsse.
Das Rundschreiben enthielt eine Fragenkatalog und die
Aufforderung an alle inneren Mitglieder des Ordens, ihre Meinung kundzutun. Der
Fragebogen sollte, abgesehen von der Bestimmung der Arbeitsweise und der Organisationsform
des Ordens folgende Punkte klären: Gibt es Obere des Ordens und wer sind sie? Läßt sich der Orden von einer älteren Gesellschaft
ableiten, vielleicht vom Templerorden? Weiches Zeremoniell und Rituale wären
zweckmäßigerweise einzurichten? Ist eine Erneuerung des Templerordens in
Sicherheit möglich?....
Der Herzog bat seine Untergebenen in dem Rundschreiben, die
Fragen, detailliert und aufrichtig zu beantworten, falls sie mit ihm an der
Zielsetzung des Ordens arbeiten wollten... Und er gab auch zu verstehen, daß er Eingeweihte kenne, (er dachte dabei an Wächter, Willermoz und Haugwitz) die den Konvent mit Sicherheit auf
den richtigen Weg führen könnten.
Karl von Hessen brachte nun die Lyoner Brüder mit ihrem
Schlesischen Bruder, Haugwitz zusammen. Zunächst schien der Auftritt Haugwitz'
die Sache der Wohltätigen Ritter zu stören, aber Willermoz
glaubte dennoch, daß eine Zusammenarbeit fruchtbar
sein könnte (Schließlich gab es große Übereinstimmung zwischen Haugwitz' Lehre
von einem esoterischen Christentum und der Lehre der Auserwählten Coens bzw.
dem Ritus der Reau-Croix von Pasqually.)
Also gab Willermoz die Lücken
seiner Kenntnisse zu und spielte mit offenen Karten. Das hatte zur Folge, daß er gegenüber den Fürsten einen Austausch zwischen allen
Eingeweihten vorschlug, denn nur so könne der gemeinsame Schatz des Wissens und
der Erfahrungen am besten wachsen. Und so wäre es ev. auch möglich, so Willermoz, die christlichen Mystiker in einem einzigen
System zu vereinigen.
Karl von Hessen und Willermoz
wollten nun einige Kenntnisse ihrer Lehren bzw. der von Haugwitz schriftlich
austauschen... Plessen hingegen wollte Willermoz vor Haugwitz warnen, doch Willermoz
hatte keine Angst, durch neue Erkenntnisse verwirrt zu werden.
Während Karl von Hessen Willermoz
eine Kurzfassung der Lehre Haugwitz' versprach (welche Haugwitz ins
Französische übersetzen sollte), schickte Willermoz
an die beiden Fürsten eine Kurzfassung der wesentlichsten Aspekte der Lehre der
Großprofessen (Metropolitankollegium), welche unter
anderem eine Erklärung der grundlegenden Bedeutung der Zahlen enthielt.
Die Antwort an (Denkschriften) der Präfekturen auf das
Rundschreiben bestärkten Herzog Ferdinand inseinem
Unterfangen. Die Lyoner Templer waren einstimmig für die Initiative Herzog
Ferdinands. Auch die ital. Brüder (das Priorat Italiens und die Präfektur
Turins), welche Verbündete der Wohltätigen Ritter waren, versuchten, diese zu
unterstützen. (u.a. Giraud, und der Graf von Bernes).
Auch der Schweizer Dr. Diethelm Lavater, Prior der Schweiz,
unterstützte in einer Denkschrift die Lyoner Brüder- "Der FM-Orden lege
weniger Wert auf die Erklärung wissenschaftlicher Phänomene, sondern er solle
dem Menschen jene Mittel lehren, um selbst jene Erkenntnisse zu erlangen. Er
lehrt die Menschen ihre Würde und ursprüngliche Kraft wiederzufinden, wieder
"Tempel Gottes" und Herren der himmlischen Schöpfung zu werden."
Die Italiener, die Schweizer, die polnischen Brüder u.a.
hielten die Abstammung von den Templern für unwichtig bzw. für eine gefährliche
Vermutung. Aus Dresden kam eine Denkschrift des Staatsministers von Wurmb, der betonte, daß er keine
Schriftstücke in den Archiven finden konnte, die Hunds Behauptungen bestätigt
hätten (Die Behauptung Hunds, daß die Str. Obs. von
den Templern abstamme bzw. daß er seine Patente von
Templern habe!) Er hielt den Konvent nicht für fähig, eine Neugestaltung des
Systems vorzunehmen.
Die Präfekturen Binin (Kopenhagen)
und Eypendorp (Schleswig) schickten ebenfalls eine
Denkschrift, in weicher sie jedoch nicht zu einer radikalen Reform rieten. Sie
wollten, daß der Konvent die Unsicherheit der
Abstammung vom Templerorden aufgrund fehlender Beweise zugebe, aber die
Wahrscheinlichkeit der Abstammung dennoch deklariere.
Beide Präfekturen seien überzeugt, daß
es dem System unbekanntes Geheimwissen gäbe und sie schlugen vor, daß besonders kenntnisreiche Brüder anderer Lehrarten zum
Konvent eingeladen werden sollten, damit "alle Lichtstrahlen gesammelt
werden könnten".
Ferdinand von Braunschweig und Karl von Hessen konnten
aufgrund der Antworten auf das Rundschreiben hoffen, daß
ihre Reformpläne gut aufgenommen werden würden.
Man wollte einen neuen schottischen Ritus einrichten, mit
einem historischen Element, leicht veränderten symbolischen Graden und einer
Reihe von Hochgraden.
Aber es vergingen 18 Monate und es passierte nichts.
Weder Willermoz, noch Haugwitz,
noch Wächter eröffneten den Fürsten neue Erkenntnisse oder neue höhere Grade.
Ferdinand von Braunschweig mußte jedoch dringend
etwas Konkretes finden, denn er hatte ja offiziell verkündet, daß er den wahren Sinn und Zweck der FM-ei entdeckt hätte,
er hatte das templerische System als falsch und die
Notwendigkeit einer Reform der Str. Obs. erklärt. Die Teilnehmer des Konvents
würden ihm entsprechende Fragen stellen. Zuerst wandte er sich an Wächter. Doch
Wächter rückte nicht heraus mit seinem Wissen, das er zu besitzen versicherte.
Er wand sich aus der Situation, indem er u.a. Forderungen stellte, die für die
Fürsten unannehmbar waren. z. B. die Forderung des uneingeschränkten Gehorsams
der beiden Fürsten, falls er sein Wissen weitergebe.
Wächter wurde allerdings von vielen weiterhin für einen
echten Eingeweihten gehalten. Auch Willermoz glaubte,
daß Wächter ein Wissen besitze, denn er hatte Grund
zur Annahme, daß Wächters Theorie denselben Ursprung
hatte wie die Lehren Pasquallys, seines Meisters.
Deshalb blieb er weiterhin mit Wächter in Kontakt.
Die Fürsten wandten sich nun an Willermoz,
da sich Wächter also entzogen hatte.
Herzog Ferdinand schrieb 1781 an Willermoz,
daß er das System von Haugwitz mit dem der
Wohltätigen Ritter vereinen wolle, mit dem Vorbehalt, daß
er selbst letzte Korrekturen anbringen könne, und er lud Willermoz
ein, nach Schlesien zu kommen, um alles mit Haugwitz zu regeln. Daraufhin
ermächtigte Willermoz die beiden Fürsten, Haugwitz in
die Große Professio aufzunehmen.
Es erwies sich jedoch als schwierig, eine Einigung zwischen Willermoz und Haugwitz zu erreichen, wenngleich beider
Lehren auf dem Grundsatz beruhten, daß der Strebende
durch spirituelle Übung die Fähigkeit erlangen könne, direkt mit dem Sohn
Gottes in Verbindung zu treten. Beide Mystiker (Willermoz
und Haugwitz) stimmten auch darin überein, daß ein
lebendiger Glaube, der aus persönlicher Erfahrung spirituellen Ursprungs
erwächst, notwendig ist. Aber sie hatten unterschiedliche Vorstellungen von der
Art und Weise, wie der Eingeweihte mit Gott in Verbindung treten und welchen
Nutzen er daraus ziehen konnte.
Schließlich gab es keine Möglichkeit der Versöhnung beider
Lehren, weder auf der Ebene der Lehre (der Theorie), noch auf der Ebene der
angewandten Praktiken.
Die Verhandlungen scheiterten, wenn auch aus anderen Gründen.
Willermoz
hatte Haugwitz ja sehr zuvorkommend behandelt. Er hatte ihn in die Liste der
Großen Professio eingetragen und ihm eine Liste der Ordenmitglieder der Coen gegeben. Außerdem beantwortete er
die Fragen, welche Haugwitz ihm über Karl von Hessen hinsichtlich der
Geschichte, des Aufbaus und der Kenntnisse dieses mysteriösen Ordens gestellt
hatte, mit großem Entgegenkommen. Haugwitz wollte wissen, wie die Bruderschaft
entstanden ist, wer ihr Oberhaupt ist und weiches die am weitesten
fortgeschrittenen Brüder seien. Und wer die Grade der Professen und
Großprofessen ausgearbeitet hätte, denn in der vorliegenden Form könnten sie
nicht aus der Quelle der erhabenen Wahrheit kommen. Willermoz
antwortete in einem langen Brief, und bemühte sich, trotz einiger
Zurückhaltung, die Neugierde Haugwitz und der Fürsten zu befriedigen. Er gab
jedoch nicht den Namen seines Meisters preis, der ihm die sieben Grade der Coen
verliehen habe.
Er gab zu, daß er den Auftritt der
Wohltätigen Ritter dirigiert hatte und daß die Akte
der Grade der Professio allein von ihm stammten,
wobei er die Geheimlehre der Auserwählten Coens als Grundlage verwendet habe.
Weiters beschrieb er auch das Manöver, das er am Gallischen Konvent angewandt
hatte, um sein Werk von der Versammlung annehmen zu lassen, wobei er selbst
dabei anonym geblieben war. Und er erklärte auch, daß
er selbst nicht viel von der Theorie der Templer als ursprüngliche Begründer
der FM-ei hielt, da diese Theorie von keinerlei Beweisen gestützt würde.
Willermoz
forderte nun seinerseits eine vollständige Erläuterung der Lehre Haugwitz',
denn ohne diese könne er Haugwitz Fragen nicht vollständig beantworten.
Insgeheim gab Willermoz weiterhin
die Absicht, der Hauptratgeber der Fürsten oder soetwas
wie ihr Führer zu werden, nicht auf.
Willermoz
unterschied zwischen 3 Arten aichimistisch arbeitender
Freimaurer:
1) die die Herstellung des Steins der Weisen als Ziel hatten
2) die die Zubereitung der Panazee zu entdecken strebten
3) diejenigen, welche bekannten, daß
den wahren Freimaurern die Kunst und Wissenschaft des großen Werkes gelehrt
würde, durch welche der Mensch Weisheit erlangen und selbst das wahre
Christentum der 1. Jahrhundertwende unserer Zeit praktizieren, sich selbst
regenerieren und durch die Taufe und den Geist wiedergeboren werden könne. -
Gemäß dem Rat, der Nikodemus gegeben wurde (im Johannesevangelium 3, 1 -11),
der darob aber erschrak.
Diese magisch christliche Alchimie kannte Willermoz
von den Brüdern Fischer aus Wien und Duchanteau aus
Paris. Seit 10 Jahren hatten Willermoz und Fischer
Korrespondenz geführt. In dieser ging es hauptsächlich um die Verfahren. Die
Autoren zitieren "ein philosophisches Kind zu schaffen", durch das
der Benützer sein Leben verlängern, Krankheiten heilen und seinen Körper
vergeistigen kann.
Die 5-monatige Korrespondenz und Verhandlungen blieben
ergebnislos. Nun ergriff Willermoz die Chance, alles
zu seine Gunsten zu verändern und die Krise der Str. Obs. durch seine
Vorschläge (mittels der Lyoner Reform) zu lösen. Er wollte ein Zentrum der
Freimaurerei, welches offenbar - wenngleich er es nicht direkt sagte - das Metropolitankollegium von Lyon sein sollte. Willermoz ging in seiner Lehre von der Dreigliedrigkeit des
Menschen aus- Geist, Seele und Körper.
Ferdinand von Braunschweig und Karl von Hessen wollten ihr
Projekt einer Synthese nicht aufgeben und schrieben eine Denkschrift an Willermoz (als Antwort auf dessen Brief an Wächter, der
eigentlich für die beiden Fürsten gemeint war). Karl von Hessen billigte in dem
Brief die Thesen von Willermoz, formulierte aber
selbst einige, die eine völlig andere Aussage enthielten.
Er schlug vor, daß Willermoz einige Tage vor dem allgemeinen Konvent sich mit
Bruder Haugwitz unterrede, damit die Reform durch die Versammlung angenommen
werde.
Er versprach dafür Willermoz und
Haugwitz bestimmte geheime Grade verborgener Systeme mitzuteilen. Außerdem
schrieb er, er sei überzeugt, daß es die unbekannten
Oberen gäbe, von denen Hund gesprochen hatte, und daß
diese irgendwie mit der Str. Obs. in Verbindung treten könnten. Das Angebot zur
Zusammenarbeit war jedoch nicht geeignet, die Ansichten Willermoz
zu bestätigen.
Schließlich entschied sich Haugwitz, an der Reform nicht
mitzuarbeiten, hauptsächlich aus Gründen der Verschiedenheit der Lehre Willermoz' und seiner eigenen. Letztlich hatte er Willermoz nicht einmal die Kurzfassung seiner Lehre, auf
französisch übersetzt, geschickt, weiche er ihm versprochen hatte.
In Wahrheit war es lt. den Autoren die verschiedene
Vorstellung von der Rolle, die das Oberhaupt einer Sekte spielen sollte. Willermoz träumte von einer großen Kirche, in der die
wichtigsten religiösen Handlungen vor den Augen der möglichst vielen Gläubigen
verborgen würden. Haugwitz hingegen zelebrierte in einer kleinen Kapelle, zu
der nur wenige Glaubensgenossen, mit denen er aber übereinstimmte, Zutritt
hatten.
Haugwitz' Ablehnung brachte Ferdinand von Braunschweig umso
mehr in Verlegenheit, als er seinen Untergebenen in 2 weiteren Rundschreiben
(3. und 4.) goldene Berge versprochen hatte. Das war zu einem Zeitpunkt, als er
noch glaubte, auf die Mitarbeit bzw. die Vereinigung des Wissens von Willermoz und Haugwitz zählen zu können.
Er mußte jedoch mangels neuen
Wissens den Konvent, welchen er im 3. Rundschreiben von Juni 1781 für Oktober
1781 festgelegt hatte, nochmals verschieben (der Konvent wurde bereits mehrfach
verschoben). Dies gab er im 4. Rundschreiben bekannt und legte den Termin nun
auf April 1782. Er gab vor, neues Wissen, welches er erst nach Aussendung des
3. Rundschreibens erhalten hatte, erst noch prüfen zu müssen.
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