Clermont, Rosa, and Stark
Der erste deutsche
Ritus 1758 bis 1764 ließ unter dem Namen Kapitel von Clermont den drei
symbolischen Graden zwei Hochgrade folgen: die "Ritter des Heiligen
Andreas von der Distel" und die "Ritter Gottes und seines
Tempels". Die Arbeitstafel stellte die vier Bezirke des heiligen Bauwerks
und die Kulteinrichtungen dar: die Bundeslade, den Tisch mit den Schaubroten,
das eherne Meer, der Turm von Babel und die Arche Noah. Der Kandidat erfuhr, dass
nur die wahren Schottischen Maurer das Allerheiligste betreten durften und die
geheime Kunst zur Zerlegung unedler Metalle erlernen konnten um sie in Gold zu
verwandeln. Die neu aufgenommenen Andreasritter sollten die Symbolik nach ihrem
Ermessen deuten und ein universelles Lösungsmittel finden. Sobald sie das
Geheimnis der "Königlichen Kunst" Gold herzustellen entdeckt hätten,
sollten sie es ihren Brüdern unter strengster Geheimhaltung mitteilen.
Die Legende berichtet, wie die Prinzipien der "Königlichen
Kunst" im Tempel von Jerusalem wieder aufgefunden worden seien. Salomon
galt als Meister der Transmutation, Esra hatte nach der babylonischen
Gefangenschaft aus Angst vor der Entdeckung dieses Wissens einen kubischen
Stein im Tempel einmauern lassen, in dem drei Hohlräume waren. Jeder von ihnen
hatte einen Becher enthalten, indem die Schlüssel zum großen Werk waren.
Zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert waren vier aus Schottland stammende Brüder
in Jerusalem und eigneten sich diese Becher an, die sie in ihr Land brachten.
König David der II. von Schottland hätte die Schottischen Maurer unter seinen
Schutz genommen und ihnen den Titel Säkularritter vom heiligen Andreas
verliehen.
Die drei Becher bildeten die Basis des "philosophischen
Baues". Das J das ersten bezeichnete das Salz, weil so wie im Hebräischen
das Jod der fundamentale Buchstabe sei, und Salz die Grundsubstanz jedes
Dinges, so auch des Goldes, sei. Das G auf dem zweiten bedeute bei den
"hebräischen Weisen" den Schwefel - der dritte Becher, der keine
Bezeichnung hatte, bedeutete das Quecksilber der Philosophen.
In gleicher Weise wurden auch die anderen Symbole
philosophisch dargestellt und erläutert, die ein Schüler in fünf Meisterpunkten
erlernen musste.
Beim "Ritter Gottes und seines Tempels" lag der
Akzent auf der mystischen Seite und auf der Quelle der Reichtümer die der
"Königlichen Kunst' vorbehalten waren. Die ersten Spuren dieses Ordens
fand man 1733 -1737 in Deutschland, wo die Loge "Zu den drei
Weltkugeln" in Berlin einen festen Platz hatte. Die Schöpfer dieses Ritus
waren ein Franzose (Marquis Gabriel de Lernay) und zwei Deutsche (Freiherr von
Printzen und Pastor Rosa). Der Erste lieferte die Originaltät und den Namen,
der Zweite die Räumlichkeiten und der Dritte arbeitete die Rituale und
Instruktionen um und verbreitete das System. Rosa war 1737 Superintendent,
Konsistorialrat und erster Pfarrverweser der Kirche St. Jakob in Köthen im
Herzogtum Anhalt. Seine skandalösen Ausschweifungen führten zu seiner
Amtsenthebung. Nachdem er einen äußerst liederlichen Lebenswandel geführt hatte
und neun Jahre untergetaucht war, gelang es ihm den geheimen Kämmerer
Fredersdorf zu überzeugen, dass er Gold aus Blütenpollen machen könnte. Da er
nie zu einem Ergebnis gelangte, musste er, um seinen Gläubigem zu entkommen,
Berlin überstürzt verlassen. Lernay und Printzen, die aus dem Verkauf von
Zertifikaten und Gründungspatenten ein erfolgreiches Geschäft machen wollten
nahmen sich Rosa als Handlanger, der die dazu nötigen speziellen Kenntnisse
mitbrachte. Rosa wurde die treibende Kraft des Unternehmens, indem er ihm
kontaktfreudig und skrupellos eine große Ausdehnung verschaffte. Das Ergebnis
seiner durchwachten Nächte waren vier Hochgrade, die er dem System anschloss.
Ein Vorbereitungsgrad, der Schottische Meister und drei Kapitelgrade. Um seine
Ritualhefte zu verfassen stürzte sich Rosa nicht in Unkosten. Er änderte die
bestehenden Riten ab und baute sie nach seinem Ermessen aus. Das Ritual des
Schottischen Meisters handelte vor allem von Transmutation, die Kapitelgrade
behaupteten aber sich vor allem mit Theosophie zu beschäftigen. Diese
Zurschaustellung der mystischen Lehren war nicht ernst zu nehmen. Das von Rosa
geschaffene System war reiner Scharlatanismus, er trieb mit der
Leichtgläubigkeit seiner Schäflein sein Spiel. Er konnte sie davon überzeugen,
dass er als Oberer des Tempelordens über übernatürliche Kräfte verfügte, was er
schamlos für sich ausnützte
Das System des Kapitels von Clermont wurde am 19.7.1759 von
Lernay in Berlin eröffnet. Die Schutzherrschaft des Grafen von Clermont, der
Großmeister der Großloge von Frankreich war, war frei erfunden, denn der war
mehr mit Mademoiselle Duthe beschäftigt als mit der Freimaurerei. Rosa der mit
entsprechenden Vollmachten ausgerüstet wurde, gründete von 1760 bis 1763 15
Kapitel in Deutschland: Halle, Jena, Braunschweig, Hamburg, Bayreuth,
Stuttgart, Leipzig, Rostock, Stettin, Königsberg, Greifswald, Dresden, Prag und
Magdeburg.
Das von Printzen und Rosa betriebene Geschäft florierte
zunächst sehr gut, denn ein Gründungspatent kostete ca 400 Dukaten. Die
finanzielle Ausbeutung der Orden ohne entsprechende Gegenleistung und die
Sittenlosigkeit und der Zynismus Rosas empörten jedoch die Mitglieder und
führten zum Aufstand. Am nächsten Johannisfest (24.Juni) wurde Rosa
abgewählt.
Die unvermeidliche Katastrophe des Zerfalls wurde durch einen
Konkurrenten übelster Art beschleunigt, der ein von Rosa gegründetes Kapitel
für seine Sache zu gewinnen wusste. Fredric de Johnson bediente sich vieler
Namen, und niemand kannte seine Herkunft und seinen wahren Namen.
Er trat zum ersten Mal 1752 in Prag wo er sich in die Loge
"zu den drei Säulen" aufnehmen ließ in Erscheinung. Wenig später
arbeitete er am Großen Werk auf Kosten von Franz von Lohtringen. Nach wenigen
Wochen verließ er heimlich Wien, nachdem er einen die Hermetik betreibenden
Arzt um einige tausend Gulden geprellt hatte und von Franz von Lothringen für
seine Schwindeleien Vorschüsse kassiert hatte. Nachdem das Geld verbraucht war,
war er genötigt, als Jagdhüter und Fasanenwärter für den Herzog von Anhalt
Bernburg zu arbeiten. Es blieb ihm nicht verborgen, dass dieser finanzielle
Schwierigkeiten hatte und er erbot sich für die herzogliche Münze
philosophisches Gold und Silber herzustellen. Zum Herzog ernannt heiratete er
die Tochter eines angesehenen Bernburger Bürgers und kaufte im Namen seines
Herrn von Juden aus Leipzig, Hamburg und Amsterdam bedeutende Mengen an
Silberbarren ein, um sie in Gold zu verwandeln. Nach 3 Jahren spürte er, dass
ihm der Boden unter den Füßen zu heiß wurde und er versicherte dem Herzog, dass
es ihm gelungen sei Feingold und Feinsilber in solcher Reinheit herzustellen,
dass man sie mit gewöhnlichem Gold legieren müsse, um darauf Münzen zu
schlagen. Der Herzog gibt ihm sein Tafelgeschirr, einige Pfund und Gold und
Silberbarren, mit denen er sich aus dem Staub macht. Man ergreift ihn, nimmt
ihm die Beute ab und lässt ihn laufen, weil der Herzog seine Lächerlichkeit
fürchtet.
Johnson legt in Jena die Grundlagen für ein Hochkapitel,
dessen Prior ein sehr angesehener Bürger, der Arzt Teichmeier, wird. In Altona
lernt er den Erbprinzen von Anhalt Bernburg kennen und nimmt ihn genauso aus
wie zuvor seinen Vater. Nach vielen falschen Versprechungen und nachdem er
einen Hamburger Juden um 30000 Dukaten geprellt hatte, erschien es Johnson
dienlich für ein Jahr unterzutauchen und anschließend die Maurer systematisch
auszubeuten.
1762 lernte er Franz von Prangen, einen
Kavallerierittmeister, kennen, der vorgab Kenntnisse von einigen in Deutschland
noch unbekannten Hochgraden zu haben. Die beiden beschlossen gemeinsam die
Unterlagen zu vermarkten.
Johnson gelang es sich wegen seines umfassenden Wissens einen
Namen zu machen, der die Menschen in Enthusiasmus versetzte und seine Person
mit dem Engel Gabriel vergleichen ließ. Die namhaftesten Persönlichkeiten waren
Seite an Seite mit dem Großprior. Durch diesen überwältigenden Erfolg
bemächtigt beeilte sich Johnson, Tempelritter zu schlagen. Dann verschickte er
im Namen des Kapitels einen Rundbrief, in dem er alle Kapitel und Logen über
seine Mission informierte, und er forderte sie auf ihm Abgesandte zu senden,
die sich ihm zu unterwerfen hätten und seine Weisungen zu erhalten. Er würde
sie aber nur empfangen, wenn sie ihm alle Diplome Gründungspatente und andere
geheimen Urkunden der Großlogen aushändigten. Zugleich lud er Rosa ein sich am
6.Okt. 1763 vor dem Prioratskapitel einzufinden, um über seine geheimen
Kenntnisse befragt zu werden.
Rosa wagte nicht sein Erscheinen abzulehnen. Der auf die
schiefe Bahn geratene Pastor war Johnson nicht gewachsen. Rosa war ihm zwar an
Bildung und speziellen Kenntnissen überlegen, nicht aber den Waffen seines
Gegners: unbewegte Miene, gebieterischer Ton, Selbstsicherheit, welche eine
lange Erfahrung mit menschlicher Dummheit verleiht, und die Unverfrorenheit,
mit der ein entschlossener und unerschrockener Schwindler sich leicht
beeinflussbarer Menschen bemächtigt. Die Begegnung mit Johnson bedeutete das
vernichtende Ende für Rosa und das Kapitel in Halle.
Da die finanzielle Versorgung Johnsons durch seine Ämter
gesichert war ließ er als guter Familienvater seine Frau und seine Kinder, die
er damals in Bernburg im Stich gelassen hatte, nach Jena kommen.
Johnson wusste, dass er selbst nicht genug Phantasie hatte,
um dieses brauchbare System aufrecht zu erhalten. Um den Tag der Rechnunglegung
hinauszuschieben und diese Komödie, die so schöne Einkünfte erbrachte, zu
velängern, schloss er sich den unentgeltlichen Brüdern der Loge "zu den
drei Hämmern" in Naumburg an. Er glaubte damit eine rettende Verbindung
gefunden zu haben, tatsächlich öffnete er damit die Tür zum Kerker, in dem er
seine Tage beenden sollte.
Der Ursprung des deutschen Ritus, der sich Rektifizierte
Maurerei, nannte ist bis heute unklar. Sein Gründer war kein gewöhnlicher
Abenteurer wie Rosa oder Johnson, aber er verstand es dennoch die Spuren zu
verwischen, es scheint daher, dass sich dahinter mehrere verschwiegene
Mitarbeiter verbargen. Zweifelsfrei steht fest, dass die Rektifizierte Freimauererei
die jakobitische Legende mit der Templerlegende verband und in Deutschland
verbreitete. Durch die jakobitische Legende entstand der Anschein, dass es sich
bei der Schottischen Maurerei um Anhänger der entthronten Stuarts handelte, mit
dem Ziel, ihnen finanzielle Unterstützung zu verschaffen. Die protestantischen
Anhänger des Hauses Oranien sahen darin die Gefahr, dass die mit Jakob 11. nach
Frankreich gelangten Schotten versuchten ihren Herren wieder auf den Thron zu
bringen. Jakob Il. verstarb 1701, bis 1725 beruhigte sich die Szene, bis der
Sohn eines nach Deutschland emigrierten französischen Protestanten seine Brüder
vor den Machenschaften der Feinde des Hauses Oranien und den reformierten
Religionen warnte. Es stellte sich die Frage, ob nicht zwischen der Partei der
Stuarts und der Hochgradmauerei (Schottische Maurerei) eine Beziehung bestanden
hätte. Diese Legende währte 50 Jahre, bis Berliner Aufklärer der
"Allgemeinen deutschen Bibliothek" und der Berliner Monatsschrift
1784 den heimlichen Katholizismus und die unterirdischen Machenschaften der
Jesuiten aufzeigten und sie beschuldigten, Aberglauben und Theokratie zu
fördern und durch Einsetzung einer katholischen Dynastie ihren Einfluss in
England wieder zu erlangen.
50 Jahre später haben die freimaurerischen Historiker Fessler
und Krause das Thema wieder aufgenommen und weiter entwickelt. Die Fakten und
Darstellungen reichten jedoch nicht aus, um einen tatsächlichen Beweis für die
Herkunft der Schottischen Maurerei aus Schottland zu erbringen. Schiffmann und
Begemann haben das "Gebäude vom Gestrüpp" befreit und übrig blieb als
Grundlage der Legende einzig das schicksalhafte Wort Schottische Freimauerei.
Die Legende, die aus den Stuarts selbst die geheimen Anführer des Maurerordens
und Inhaber der Hochgrade zuschrieb, fand Anklang bei den romantischen Geistern
und empfindsamen Seelen, die im Grunde ein äußerst achtbarer, großherziger,
aber nicht sehr scharfsinniger nationaler Hang dazu veranlasste Partei für die
vom Schicksal Geschlagenen und vertriebenen Herrscher zu ergreifen. Begemann
hat darauf aufmerksam gemacht, dass es bis 1563, dem Jahr der Verbindung mit
den Johannitern, Templer in Schottland gab, was die Legende möglicherweise
verdichtete.
Tatsächlich hat die Verbindung der zwei Legenden in
Frankreich stattgefunden. Den Deutschen kommt die zweifelhafte Ehre zu die
Legenden systematisch ausgebeutet zu haben, um daraus die Rektifizierte
Freimaurerei zu gewinnen.
Der Gründer dieses Systems, Karl Freiherr von Hund und
Altengrottkau, Erbherr von Lipse in der Oberlausitz, ist das Urbild eines von
einer unheilbaren Manie besessenen Menschen. Als er 1754 beim russischen Hof um
den St. Andreas Orden bat, tat er das nur, um in der Öffentlichkeit sein
Großmeisterkreuz des Tempelordens zu tragen, das diesem ähnelte. 1769 wurde er
von Maria Theresia nach Wien berufen, um dort wichtige Aufgaben zu übernehmen,
aber er weigerte sich beharrlich in die Kaiserstadt umzuziehen, da er sich
nicht von seiner freimaurerischen Tätigkeit trennen wollte. Von Hund genoss
eine sehr gute Ausbildung und besuchte die Universität in Leipzig. Er genoss
einen steilen gesellschaftlichen Aufstieg und bekleidete viele hohe
Regierungsämter.
Von Dezember 1742 bis September 1743 war er in Paris wo sich
das Maurerfieber nach seiner Knechtschaft seiner bemächtigte und ihn nicht
wieder losließ. 1750 wurde die Loge "Zu den drei Hämmern" und
"Zu den drei Säulen" gebildet, diese beiden Orden schlossen sich
zusammen in der Absicht einen "Orient oder inneren Orden" zu bilden,
d.h. eine Oberschicht von Freimaurern für die Leitung sämtlicher Orden. Das
Grundthema war die Templer-Jakobiten Legende. Die Rosenkreuzerlegende erwies
sich als den Brüdern zu den drei Hämmern bekannt, die zwischen den
Ritterspielen am großen Werk gearbeitet hatten und in einer Höhle bei Naumburg
ein eingerichtetes Laboratorium besaßen.
Das Ansehen, das die Rektifizierte Freimaurerei bei den
deutschen Freimaurern genoss, lässt sich mit der Geschicklichkeit der Gründer
erklären, die alle wesentlichen Themen der Freimauererei durch eine
scharfsinnig ausgewählte Legende in wenigen Graden verbinden konnte und durch
den aristokratischen Charakter, der die Prachtentwicklung bei den Zeremonien
betonte. Die kultivierten Umgangsformen bei den Versammlungen, die Befriedigung
des Nationalgefühls und die finanziellen Vorteile, die man sich bemühte den
Mitgliedern zu verschaffen trugen das ihre dazu bei.
Die strenge Disziplin, die eine Unterordnung in allen Stufen
gewährleistete, rechtfertigte den Namen Strikte Observanz, den die
Rektifizierte Maurerei annahm. Die Deutschen waren sich bewusst, dass die
Freimauererei ein ausländischer Import war und hatten sie deshalb mit einem
streng nationalistischen Ritus angereichert, der der Eigenliebe der Mitglieder
des inneren Ordens schmeichelte. Die Veränderungen historischer Tatsachen durch
die Legende zielten vor allem darauf ab den Einfluß durch Frankreich bei der
Gründung und Organisation zu schwächen und den Anteil der Deutschen
aufzubauschen.
Die Rektifizierte Maurerei begnügte sich nicht damit den
Geschmack der Landjunker, hohen Beamten und reichen Bürger zu befriedigen, sie
setzte eine mächtigere Feder in Bewegung das persönliche Interesse. Sie
versprach ihren Anhängern sie bei entsprechender Führung und Gehorsam durch
eine Leibrente zu entschädigen. Dies sollte aus dem Erwerb von Landgütern
finanziert werden. Die geistigen Urheber dachten auch daran Werke der
Wohltätigkeit zu gründen: Waisenhäuser, Erziehungsanstalten,
Militärakademien.
Das Hauptanliegen aber waren die Bildung von Pfründen und
zuallererst fester Gehälter für die Würdenträger.
Das Templersystem vertraute auf die Autorität einer starken
Organisation mit einem aristokratischen und nationalen Geist, der den Anhängern
materielle Vorteile gegenüber der Masse versprach und bestrebt war seine
Vorherrschaft auf alle Brüder auszudehnen. Jeder Maurer, der um Beitritt
ersuchte, musste zuerst rektifiziert werden, d.h. einen Unterwerfungsakt
unterzeichnen und seinen unbekannten Oberen absoluten Gehorsam schwören.
1743 stand in Dresden die Freimaurerei in ihrer Blüte. Die
Oberschicht war beflissen alles zu übernehmen, was aus Paris kam. Dem
Provinzkapitel, das Hund auf seinem Gut "Unwürde" gegründet hatte,
unterstanden damals nur zwei Logen - "Zu den drei Säulen" , und
" Zu den drei Hämmern". Der organisatorische Aufbau der VII. Provinz
mit der Provinzialverwaltung war die wirkliche Geburtsstunde des Systems, die
frühestens auf dieses Jahr 1755 datiert werden kann.
Hund wollte 1756 einen Konvent abhalten, um alle Mitgliedslogen
feierlich zu rektifizieren (reinigen, einzugliedern usw.) Der Erfolg war
vorprogrammiert, doch er musste sich vorerst duch den Siebenjährigen Krieg, der
seine Güter verwüstete, geschlagen geben und nach Böhmen flüchten.
In kurzer Zeit stieg die Anzahl der Logen auf sechs, die sich
aber nur auf Sachsen beschränkten, erst als das Jenaer Provinzialkapitel auf
das Veranlassen Johnsons Vorschläge machte, konnte er sein Operationsfeld
erweitern.
Johnson gelang es, obwohl er fast nichts über die
Templerlegende wusste, das Vertrauen Hunds und seiner Brüder von den drei
Hämmern zu erwecken und entlockte ihnen genug an Informationen und
Geheimnissen, um selbst eine Loge zu gründen. Er dankte es Ihnen damit, dass er
für sie Werbung machte und dabei seine eigene Position stärkte. Jeder von ihnen
wusste zwar, dass das, was geheimnisvoll angedeutet wurde, Plunder und
belangloses Zeug war, aber man war trotzdem bereit zu glauben, dass der andere
unschätzbare Kenntnisse der esoterischen Tradition hatte und trotz früherer
Enttäuschungen und eigener Lügen nahm man an, dass sie zumindest einige
wertvolle Elemente dieses Wissens besäßen. Vor allem Johnson der bereits eine
Karriere als Hochstapler hinter sich hatte nützte diese Leitgläubigkeit und
Unwissenheit der Menschen zu seinem Vorteil. Johnson wie auch Hund legten sich
sehr gut klingende Namen zu und verschafften sich mit einer Verwirrungstaktik
und einer unvorstellbaren Unverforenheit Zutritt zu den Großlogen in Paris und
England. Sie spielten die dabei erhaltenen Informationen gegenseitig aus, um
sich einen Namen zu schaffen. Johnson gründete eine eigene Loge, dessen
Kandidaten schwören mussten alles geheimzuhalten, niemals zu verraten und ihr
Vermögen dem Orden zu vermachen, weiters durften sie sich nicht ohne Erlaubnis
vermählen.
Am 15.Mai 1764 wurde in Altenberge ein Konvent abgehalten,
bei dem Johnson durch Hund zum Ritter geschlagen werden sollte. Johnson
befehligte seine Novizen wie eine Armee und verlangte auch die gleichen Dienste
unter Vorwand falscher Beschuldigungen. Seine 40 Novizen waren ihm hörig und
nahmen selbst härteste Strafen für kleine Vergehen in Kauf. Die Feier zu
Aufnahme in einen höheren Grad wurde sehr pompös und aufwendig gestaltet,
leider nahmen die Ereignisse für Johnson eine beunruhigende Wende. Die Novizen
waren unzufrieden, weil ihnen als Tempelrittern versprochene Informationen
vorenthalten wurden, trotz aller Entsagungen und Entbehrungen. Johnsons
Machenschaften wurden aufgedeckt, doch nach anfänglichem Zorn stand niemand
wirklich als Zeuge zur Verfügung. So gelang es Johnson zu flüchten und seine
angehäuften Geldmittel zu entwenden. Seine eigene Lebensweise brachte ihn zu
Fall, er wurde bei einer Zechprellerei erwischt und stillschweigend ohne großes
Aufsehen bis zu seinem Tod eingekerkert.
Die alte Anhängerschaft Johnsons reihte sich freudig in das
Banner der VII Provinz ein. Hund weitete seine Logentätigkeit aus und gründete
in fast ganz Europa neue Logen. In seinem Bestreben die Logen zu rektifizieren
gründete er die Strikte Observanz. Alle Mitglieder mussten der alten Late
Observanz abschwören, es zählte einzig das Ritual der Strikten Observanz. Dabei
verpflichteten sie sich niemals zu ergründen warum dieses oder jenes aus
welcher Absicht und zu welchem Zwecke geschehen oder unterbleiben soll,
auferlegte Strafen zur Besserung freiwillig über sich ergehen zu lassen und
anzunehmen, bei sonstigem Verlust der Ehre und des ewigen Anschauen
Gottes.
Im Zuge dieser Umstrukturierung wurde der Orden "Die
drei Weltkugeln" gegründet als dessen Missionar Schubart gewählt wurde.
Schubart war ein äußerst geschäftstüchtiger Mann, der nur am Gewinn
interessiert war. In dieser Eigenschaft wurde er engagiert um die Geschäfte der
Loge zu wahren und den oberen Graden die Einkünfte anfangs durch
Mitgliedsbeiträge zu sichern. Die finanzielle Situation verschlechterte sich
jedoch zusehends, obwohl immer mehr Mitglieder zu den verschiedensten Logen
zählten, Kaufleute, Freiberufler, die erpicht darauf waren Kontakt zu den
vornehmsten Persönlichkeiten aus Adel und Wirtschaft aufzunehmen. Jeder
erwartete sich einen finaziellen Gewinn. Im Jahr 1766 herrschte die Strikte
Observanz bereits über 25 Logen. Trotz aller kreativen und obskuren
Finanzgebarungen-Grundstückskäufe fär Landwirtschaft, Anlagengeschäfte usw.-
gelang es Schubart nicht das Finanzdebakel von Hund und den Logen
abzuwenden.
Schließlich bot Hund den Logen seine Besitztümer zum Kauf an,
selbstverständlich in einer Art und Weise, die obszön und für ihn bereichernd
gewesen wäre. Doch die Logenmitglieder wurden zunehmend kritischer in
Geldangelegenheiten und wollten sich im Tausch für Erkenntnisse nicht von ihrem
Ersparten trennen. So musste Hund letztendlich privat und den verpflichteten
Banken verkaufen. Schubart wurde in seinen Tätigkeiten und in seiner
Aufschneiderei auch immer dreister und musste nach einem Skandal in Mainz 1765
seine Missionstätigkeit einstellen. In Altenberge hatten einige alte Schüler
Johnsons vorgeschlagen die alchimistischen Arbeiten ins offizielle Programm der
Strikten Observanz zu übernehmen. Vordergründig ging es um ein Allheilmittel
zur Geldbeschaffung, dessen Erfolg aber mäßig blieb. 1768 gehörten der Strikten
Observanz 40 Logen in Europa an. Die Krise der Logen war nicht nur finanzieller
Art, sondern ließ sich auf Ihre Gründung zurückführen, bei der überliefertes
transzendentes Wissen der Menge vorenthalten wurde, wie z.B. die Schule der
Magier, Mysterienkult, Gesellschaften der Pythagoräer, Essener, Gnostiker,
Kabbalisten, Templer, verschiedene Bruderschaften. Dem Geist des Systems waren
okkulte Gedanken, mystische Elemente, der Einfluß der Gestirne, Arithmosophie
das Eingreifen spritueller Mächte oder der durch oben kommenden Erleuchtung
keine Rechnung getragen worden. Die den Laboranten zugetragenen Instruktionen
waren von diesen Elementen befreit.
Die Strikte Observanz hatte damit jede Anziehungskraft, die
der angeblichen Tradition der Templerlegende Ansehen verliehen hatte, verloren.
Um der rektifizierten Freimaurerei ihre Lebenskraft wieder zurückzugeben,
musste man wieder zurück zur Quelle gehen, aus der die Rosenkreuzer selbst
geschöpft hatten. Dies war der ehrgeizige Plan des Johann August Starck, den er
in der bürgerlichen Welt zu verwirklichen suchte.
Stark verstand es durch sein aufschneiderisches Verhalten und
sein Auftreten bereits mit 24 Jahren die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Auf
seinem Weg durch viele verschiedene Logen und durch sein Studium baute er einen
Abstand als Wissender zu den Ständen auf und beschloss, nachdem er der Strikten
Observanz beigetreten war, die Rituale der röm. wie auch der protestantischen
Kirche zu übernehmen. Er versteckte seine Gewinnsucht hinter Mittelsmännern und
nahm als mystischen Grundgedanken in sein Klerikat auf, dass der Novize nur
mittels Gehorsam und Verschwiegenheit den höchsten Grad der Naturweisheit
erlangen und so zur wahren Quelle der Gnade finden könnte. Letztere
rechtfertigte wahrscheinlich seine Handlungen.
Die Geschichte der Tempelkleriker nahm seinen Anfang bei den
Essenern, bei denen Jesus großteils aufgewachsen ist, - und daher die Kenntnis
der geheimen Weisheiten. Lt. anderen Forschem waren die Essener früher
Sonnentempler und verehrten den Sonnengott, waren aber bereits im Besitz von
Geheimlehren. Auf Grund der geschichtlichen Ereignisse, Kriege, Folterungen
usw. wurden diese Lehren streng geheim gehalten, großteils verbrannt,
versteckt, verschlüsselt usw. Fragmente davon wurden immer dem Zeitgeist
angepasst und zur Erreichung von Macht und Besitz dem Unwissenden und Suchenden
als Erlösung verkauft. So wanderten derartige Schriften über Jerusalem nach
Paris, von dort nach einem religiösen Machtstreit auf die Insel Mull, von da
nach Schottland, England, Europa.
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