Jean-Baptiste Willermoz’s Branch

 
Jean-Baptiste Willermoz (1730 – 1824) war einer der Hauptführer des französ. Zweiges der Strikten Observanz und der Gründer des templerischen und okkultistischen Systems der Wohltätigen Ritter der Hl. Stadt.

Er war Fabrikant von Seiden- und Silberstoffen und Seidenwarenkommissionär, der als korrekter und respektierter Kaufmann auf ehrbare Weise zu großem Reichtum gekommen war. Zugleich ein hervorragender Christ, der regelmäßig an den Gottesdiensten seiner Pfarrei teilnahm und wie schon erwähnt, sehr mildtätig war. Aber das Bild dieses überzeugten Mystikers wird auch durch ziemlich dichte Schatten verdunkelt.

Willermoz war als Mensch wie auch als Freimaurer nicht frei von kleinlicher Eitelkeit und es schmeichelte ihm, inmitten der geheimen Gesellschaft eine herausragende Rolle zu spielen. Es besteht kein Zweifel, daß die Freimaurerei ihm zumindest zum Teil deshalb wichtig war, weil sie ihm den Zugang und gleichwertigen Umgang mit großen Herren und adeligen Personen ermöglichte, zu dem sein bürgerlicher Stand ihm grundsätzlich den Zugang verwehrt hätte.

Seine Vertrauten kannten ihn als praktizierenden Okkultisten, der seine mystischen Forschungen und Experimente eifersüchtig geheimhielt. Sein Ruf unter den anderen Freimaurern war so begründet, daß sie ihn für besonders gebildet und hochstehend hielten. Er unterhielt mit anderen Okkultisten und Freimaurer-Brüdern sowie mit allen Führern freimaurerischer Sekten, die einige Bedeutung hatten, eine nicht abreißende, umfangreiche mündliche und schriftliche Korrespondenz, ohne die Menge von Gelegenheitskorrespondenten mit Parisern, englischen, italienischen, dänischen, schwedischen und russischen Brüdern auch nur zu erwähnen.

Der größte Teil seiner Geheimarchive wurde bei der Belagerung Lyons 1793 zerstört. Willermoz 's verborgenes Leben war eines der intensivsten und ausgefülltesten. Von schwindelerregenden Hoffnungen, weitläufigen Projekten, die beharrliche und leidenschaftliche Untersuchungen begleiteten, ebenso, wie bittere Enttäuschungen einbrachten. Er selbst war Schüler eines seltsamen Mystagogen (Pasqually), dessen Lehre und Lehrmeinung seinem Suchen definitiv die Richtung gaben und sein okkultistisches Glaubensbekenntnis für immer festlegte.

Er wurde der Führer und Lehrer der Lyoner Auserwählten Coens. Er schuf ein eigenes freimaurerisches System und versuchte, es durch die deutsche Strikte Observanz, der er sich zunächst angeschlossen hatte, annehmen zu lassen. Mehr als 60 Jahre lang galt Willermoz als das vollendete Vorbild der "Menschen des Verlangens oder des Ersehnens" (hommes de desir). Dieser Ausdruck geht auf Pasquallys Theosophie zurück und hatte zum Ziel, eine Kommunikationsbrücke mit dem Erlöser zu erreichen, die als transzendente Sehnsucht zu verstehen war.

Willermoz hatte einen Bruder, Pierre-Jacques, der auch eine große Rolle in der Geschichte der Lyoner Freimaurerei spielte, in welcher die geheimen Wissenschaften sehr in Mode waren und Lyon ein lebendiges Zentrum des Okkultismus darstellte. Willennoz wurde schon 20 jährig in eine Fm. Loge aufgenommen (1750), deren Namen er nicht angab, und erwies sich von Anfang an als sehr tätig, sodaß er bereits nach 2 Jahren Meister vom Stuhl wurde. 

Er gründete in den folgenden Jahren mehrere Logen: Parfaite Amitie, Les Vrais Amis und die Loge der regelmäßigen Meister von Lyon, die von der ihr überstehenden Großloge von Frankreich in Paris schließlich 1761 legalisiert wurde. Gleichzeitig hatte sie sich das Recht anerkennen lassen, nach den Schottischen Hochgraden arbeiten zu können, d.h., daß sie Hochgrade verleihen und daß die Deputierten der Logen nur mit dem Grade des "Ritters von Osten" bei ihr aufgenommen werden konnten. 

Willermoz erfuhr in diesen Jahren wahrscheinlich, daß die Mitglieder der Großloge von Lyon nicht denselben brennenden Eifer nach geheimen Wissen hatten, wie er selbst und daß er als Großmeister (bis 1762) und deren Siegel- und Archivverwalter (bis 1774) fast ausschließlich verwaltende Tätigkeiten verrichten mußte. Deshalb gründete er 1763 mit seinem Bruder Pierre-Jacques das Kapitel der Ritter vom schwarzen Adler (Chevaliers de l'Aigle Noir ), eine kleine geschlossene Gesellschaft, die Alchimie betrieb, und das Geheimnis der Transmutation zu entdecken suchte. 

Willermoz selbst war wahrscheinlich an diesen Experimenten nicht beteiligt, denn einige Jahre später verurteilt er vorbehaltlos die Alchimie und er nahm auch bald nicht mehr an den Versammlungen teil. Aber immerhin hat er doch die spagyrischen Forschungen seines Bruders finanziell unterstützt und ungeduldig auf Resultate gewartet. Pierre-Jacques war ein leidenschaftlicher Alchimist, der seit seinem 19. Lebensjahr an der Transmutation arbeitete, in Paris in Gesellschaft von Hermetikern lebte und dort wahrscheinlich mit dem Benediktinerabt Pernety ( = Gründer des Rite Hermetique und des Ordens der Illuminaten von Avignon) zusammentraf. P.4. übernahm den Vorsitz des Kapitels vom schwarzen Adler. J.B Willermoz lehnte die Alchimie letztlich ab, weil ihm ihr Ziel, die Natur machtvoll zu unterwerfen um vielleicht materielle Vorteile davonzutragen, für einen "Menschen des Verlangens" unwürdig erschien.

Willermoz hatte aber auch Schwächen: seine naive Selbstgefälligkeit, sein Scharlatanismus, sein kindischer Ehrgeiz und seine Sucht, den Prediger zu spielen. Aber sein Streben und aufrichtiges Suchen nach Gütern ausschließlich spiritueller Art gleicht diese aus. Ihm wie seinesgleichen ging es ausschließlich darum, den Menschen als Bindeglied zwischen dem Schöpfer und der materiellen Schöpfung zu betrachten. Willermoz und seine kleine Gruppe haben damals eine Elite dargestellt, zwar nicht durch Intelligenz und Wissen, aber zumindest durch die ideelle Bedeutung, die sie dem Maurergeheimnis beilegten. 

Der Gründer und "Große Herrscher" des Ordens der Auserwählten Coens, Martines de Pasqually ist für seine Schüler wie für die Historiker eine rätselhafte Persönlichkeit geblieben. Es scheint, daß er gebürtiger Spanier oder Portugiese aber jüdischer Rasse war, aber man weiß nicht, wer seine Eltern waren, wo er geboren wurde, woher er kam, als er begann sich in den Logen zu produzieren, man weiß nicht einmal die richtige Schreibweise seines Namens, von der seine eigene Unterschrift verschiedene Varianten liefert. 

Ebenso schwer ist der Charakter des Mystagogen zu beschreiben. Zweifellos war er ein Abenteurer, der wie so viele, von der wirtschaftlichen Nutzung des Maurergeheimnisses und des Okkultismus seinen Unterhalt erwartete. Er gab sich als Vertreter einer geheimen Überlieferung und als Magier aus, wobei er die Quellen aus denen er geschöpft hat, sorgfältig geheim hielt und mit großer Geheimnistuerei umgab. Seine Äußerungen wie auch sein Verhalten zeigen ein Gemisch aus Überzeugung und Scharlatanismus. Pasqually lehrte seine Schüler eine besondere Auslegung der biblischen Texte mittels symbolischer Deutung, mit barbarischem Vokabular, sowie in rituellen Handlungen (den sog. Operationen ) sich mit der übernatürlichen Welt in Verbindung zu setzen, um sie zu unterwerfen.

Dieser Kult sei durch unbekannte, geheime Tradition überliefert worden, die Abel, Seth und seinem Sohn Enos, Henoch, den 7 Auserwählten Minoriten aus der Nachkommenschaft Noahs, Jakobs und Moses bei den Israeliten, schließlich unbekannten Weisen, deren Erbe Pasqually sei, anvertraut worden. Und die Nacheiferer seiner Lehre seien die wahren Priester, der Name " Auserwählte Coens" weise auf diese Würde hin. (Coens ist vom hebräischen Wort Kohanim abgeleitet und bezeichnet die höchste Priesterklasse in Jerusalem. Dem Kohanim waren die Leviten unterstellt, sie galten als direkte Nachkommen Aarons und folglich als im Besitz geheimer Wahrheiten, die der Ewige Moses enthüllt und die dieser seinem Bruder mündlich mitgeteilt hätte.)

Die Auserwählten Coens praktizierten in ihren geheimen Zeremonien Geisterbeschwörungen mit dem Ziel, Geister, Diener und Sendboten Gottes durch die den Worten und sakramentalen Formeln innewohnende Macht und die Wirkung des menschlichen Willens zu zwingen, dem Menschen zu gehorchen. Sie erkannten die Autorität der Hl. Schrift und die von der Religion gelehrten Dogmen an und übten sie auch aus, doch sie beneideten die ersten Christen, die Apostel und Jünger Jesu um die Gunst, die Gott ihnen gewährt hatte, als er sie zu Zeugen übernatürlicher Geschehnisse machte und wünschten brennend, ebenso gut behandelt zu werden.

Ihr Glaube gründet sich auf das, was man gewöhnlich Wunder nennt und da sich diese nicht öffentlich ereignen, versuchten die Auserwählten Coens, ein Naturgesetz unter genau festgelegten Bedingungen nachzuvollziehen ( = Operation). Willermoz entdeckte 1767 die Existenz dieses Ordens, der damals nur eine sehr kleine Anzahl von Mitgliedern hatte und nur in 2 bescheidenen Provinzlogen Fuß fassen konnte.

Pasqually war zu dieser Zeit bei der Großloge in Paris bereits nicht gut angeschrieben, die Instruktionen die er seinen Nacheiferern gab, waren vage und oberflächlich. Dennoch gelang es ihm in Paris einige hochgestellte Brüder anzuwerben, um sie in einer von Erfolg gekrönten Operation von seinen theurgischen Fähigkeiten zu überzeugen.

Vielleicht wurden sie durch eine kollektive Wahnvorstellung getäuscht, vielleicht haben sie ihm aber auch nur auf sein Wort hin geglaubt. Sie blieben jedenfalls davon überzeugt, daß der große Herrscher in ihrer Gegenwart die Geister herbeizitiert habe.

J.B. Willermoz wurde sofort in den Orden aufgenommen. Doch die Lehren und die Person des Führers bemächtigten sich so sehr seines Geistes, daß er, obgleich seit 18 Jahren Freimaurer und in mindestens 60 freimaurerische Grade erhoben, darunter befanden sich ziemlich wertvolle und seltene, als er Pasqually begegnet war, bemerkte, daß er trotz allen Eifers und Suchens bis dahin nicht die "Anfangsgründe der wesentlichen Maurerei" kannte. Pasqually legt großen Wert darauf, einen so enthusiastischen und in Lyon so angesehenen Schüler an sich zu binden, er verlieh ihm deshalb gleich hohe Titel. Dies war der Beginn von 5 glücklosen Jahren von Willermoz, in denen er beharrlich immer wieder versuchte, mit Geistern Kontakt aufzunehmen, ohne jemals das geringste Haaresträuben zu empfinden, das leiseste Geräusch zu hören, das flüchtigste Leuchten zu bemerken.

Nach jedem Mißerfolg erbat er genauere Anweisungen, ohne ein besseres Ergebnis zu erzielen. Pasqually's erfindungsreicher Geist erfand immer wieder neue Erklärungen und Ausflüchte, die sich oft widersprachen, um die Zweifel seiner Schüler zu besänftigen. Aber er konnte einfach keine genaueren Instruktionen liefern. Sein Hauptfehler bestand darin, daß er bereits Freimauerer anwarb, bevor er seinen okkulten Ritus vollständig aufgebaut hatte, das Zeremoniell der Operationen noch nicht festgelegt hatte, er wußte nicht aus wie vielen Graden das System bestehen würde, ihre Bezeichnungen und welche Rituale und Katechismen ihre Akten enthalten würden. Dadurch geriet er seinen Schülern gegenüber in große Bedrängnis, es gelang ihm jedoch hartnäckig immer wieder, das Vertrauen und den Gehorsam der Schüler ohne Murren zu unterwerfen. 

Willermoz' niedergeschlagener Sinn wurde von Pasqually's Privatsekretär, von Claude de Saint-Martin und dessen mystischer Inbrunst wieder erhellt und er entschloß sich, seinen Großtempel von Lyon zu eröffnen, d.h., in der geheimen Loge, die er einrichtete, die Rituale der unteren Grade zu bearbeiten und die Mitglieder, die ihm am geeignetsten erschienen, zeremoniell in die höheren Grade zu erheben. Er organisierte die maurerischen und mystischen Arbeiten, so gut es ihm die noch unvollständigen Instruktionen und Ritualhefte der Grade erlaubten. Ansonsten ist über den 1. Abschnitt seiner Tätigkeit nicht bekannt.
 

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